GAZ, Nizhnij Novgorod


Das Autowerk in der Stadt  Nishni Novgorod (die Produktionsvereinigung GAZ - Gorkovskij Avtomobilnyj zavod) ist eines der größten Automobilunternehmen nicht nur in Rußland, sondern auch in Europa.

Das Unternehmen wurde im Jahr 1932 in Gorkij, wie die Stadt damals hieß, gegründet. Seit diesem Jahr hat die PV "GAZ" ca. 15 Mio.  LKWs und 3,5 Mio. PKWs hergestellt, und zwar in über 100 verschiedenen Modellen.


Die Produktion begann mit dem Modell GAZ-A, einem Nachbau des amerikanischen FORD A, das in enger Zusammenarbeit mit Ford America entwickelt wurde. Auf Basis des PKWs wurden die leichten LKW-Modelle GAZ-AA (4x2), GAZ-AAA (6x4) und GAZ-60 (Halbkette) entwickelt. 
GAZ-A 1932
Ford Modell A
Der kleine GAZ-A war offenbar hart im Nehmen - hier dient er als Fahrzeug einer Expedition in die Wüste Karakum.
Die ersten GAZ-LKWs verlasen das Werk in Gorkij.
GAZ-AA
GAZ-AAA
GAZ-60
Außerdem wurde in Gorkij noch der LKW

GAZ-MM

gebaut (hier eine Kriegsversion ohne Stoßstange, mit eckigen Kotflügeln und nur einem Scheinwerfer).

Diese LKWs gab es auch als Busversion. Der GAZ 03-30 basierte auf dem GAZ MM und als Linienbus vorgesehen. Er wurde bis nach dem Krieg gebaut.
Der GAZ 05-193 hingegen, der auf dem GAZ-AA basierte, war als Krankentransporter gedacht.

Auf dem unteren Bild die Kriegsversion mit eckigen Kotflügeln und einem Scheinwerfer.


Auch vom GAZ-AAA gab es einen Autobus, den GAZ-55, der jedoch ausschließlich für das Militär gebaut wurde.

1936 wurde das Werk in Gorkij offiziell in ZIM (Molotow-Werk - Zavod imeni Molotova) umbenannt. Der Name scheint aber nie richtig populär gewesen zu sein. Molotov war der damalige Außenminister der UdSSR.

Im selben Jahr wurde der GAZ-A durch das Modell GAZ-M1 abgelöst, das auf dem amerikanischen Ford 40 basierte.

GAZ-M1

Während des Krieges wurden bei GAZ/ZIM vor allem die Varianten des LKWs GAZ-AA gefertigt, dieses Auto war der Standard-LKW der Roten Armee. Daneben gab es einige Weiter- und Neuentwicklungen, von denen aber nur der geländegängige GAZ-61-73 größere Stückzahlen erreichte. Er war der Dienstwagen zahlreicher sowjetischer Generäle.
GAZ 11-73

Von diesem Auto wurden kriegsbedingt nur 1250 Exemplare gebaut.

GAZ-61-73
Die GAZ-LKWs erlangten Berühmtheit, weil viele von ihnen auf der "Straße des Lebens" über den zugeforenen Ladoga-See eingesetzt waren und das belagerte und hungernde Leningrad mit Lebensmitteln versorgten.
Ein GAZ-AA auf dem Eis des Ladoga. Der Fahrer hat die Tür offengelassen, damit er schnell aus dem Wagen springen kann, falls dieser im Eis einbricht.

Ein berühmtes Produkt des Werkes ist der "Gazik", der zwischen 1943 und 1953 in Gorkij gefertigt wurde.
Bei den ersten Modellen

GAZ-64 und 67

war das Vorbild noch deutlich zu erkennen ...

... der amerikanische Willys-Jeep, der während des Krieges in die Sowjetunion geliefert wurde.
GAZ-69

1953 erschien dann der richtige "Gazik" in seiner typischen, knuffigen Form. Er wurde bis 1956 in Gorkij gefertigt, dann wurde die Produktion nach Uljanovsk verlegt. Trotzdem ist der Spitzname bis heute populär geblieben, selbst für das ausschließlich in Uljanovsk gebaute Nachfolgermodell.


Bereits 1944 wurden die ersten Versuche für einen neuen, moderneren PKW unternommen. 1946 gind das neue Modell als GAZ-M20 "Pobeda" ("Der Sieg" - nach dem 9. Mai 1945 ein angemessener Name) in Serie. Er war über 10 Jahre in Produktion. Neben der Limousine gab es auch ein Cabrio und eine geländegängige Version.
Der Pobeda in seiner ersten Ausführung. Dieses ist übrigens eins seltenes 6-Zylinder-Modell, das nur im ersten Produktionsjahr hergestellt wurde.
GAZ-M20 "Pobeda"
Pobeda-Taxis. Die ersten drei Wagen sind Cabriolets.
Der Pobeda war eine Eigenentwicklung von GAZ. Das Auto war überaus erfolgreich. In der Sowjetunion wurden etwa 250.000 Autos hergestellt. Von 1951 bis 1973 wurde er außerdem in Polen als "Warszawa" in Lizenz gebaut. Auch hier betrug die Produktion etwa 250.000 Exemplare.
Ein polnischer "Warszawa"

Von 1950-59 produzierte GAZ eine große Luxuslimousine für Partei- und Regierungsfunktionäre, den GAZ-12.
GAZ-12

Auch in der LKW-Entwicklung gab es etwas Neues. 1946 wurde der GAZ-51 vorgestellt. Er war ähnlich erfolgreich wie sein Vorgänger GAZ-AA und der PKW "Pobeda". Neben der Fertigung in der UdSSR gab es Lizenzproduktionen in Polen und in der Volksrepublik China. In Varianten wurde der GAZ-51 bis 1975 gebaut.
GAZ-51

1956 begann in Gorkij die moderne Zeit, jedenfalls die Zeit, die im wesentlichen bis heute andauert. Der robuste, aber inzwischen in die Jahre gekommene Pobeda wurde durch den GAZ-21 "Volga" ersetzt. Die Baureihe ist - mit Veränderungen - bis heute in Produktion.
GAZ-21 "Volga"
Ein hübsches Detail des ersten Volga war der bäulich schimmernde gläserne Tacho (wenn man es braucht, heute ein nahezu unbezahlbares Ersatzteil).
In den Jahren seiner Produktion bis 1968 hat das erste Volga-Modell einige Veränderungen vor allem in der Gestaltung des Frontgrills durchlaufen.
1968 erschien das zweite Modell des Volga, der GAZ-24, das bis 1992 produziert wurde, aber mit geringfügigen Änderungen bis heute vom Band läuft. Im Gegensatz zu seinem Vorgängermodell konnte dieser Volga in der sowjetischen Zeit normalerweise nicht von Privatpersonen erworben werden. Er war vor allem ein Behördenfahrzeug.
GAZ-24 "Volga"
Der "schwarze Volga" war in der sowjetischen Zeit geradezu ein Symbol der wenig volksnahen Bürokratie.
Aber auch die Massen hatten Gelegenheit, Volga zu fahren, selbst wenn sie ihn nicht kaufen konnten - die Taxis waren fast alle Volgas. Hier eine Flotte von Taxis in Leningrad in den 80er Jahren.
Auch der zweite Volga hat im Laufe seiner Produktionszeit einige Änderungen erfahren, die aber vor allem aus Kosmetik an Front- und Heckpartie bestanden.
GAZ-3101
GAZ-3102
GAZ-3110

1959 wurde in Gorkij das Nachfolgemodell für den GAZ-12 aufgelegt, der GAZ-13 "Tschaika" ("Möve"). Dieses Auto war ausschließlich für Behörden und Funktionäre bestimmt. Aber auch normale Menschen konnten in den Genuß kommen, darin zu fahren, weil die Chauffeure sich gern ein Zubrot veridienten, indem sie das ihnen anvertraute Auto als illegales Taxi verwendeten. Die Tschaikas wurden alle mit Automatik-Getriebe geliefert, sie waren fast ausschließlich schwarz lackiert. Auch einige wenige Cabrios und Kombis sind vom GAZ-13 gefertigt worden.

1977 wurde der GAZ-13 durch den moderneren GAZ-14 ersetzt, der bis 1989 gebaut worden ist.

GAZ-13 "Tschaika"
GAZ-14 "Tschaika"

1961 gab es außerdem eine neue LKW-Serie, den GAZ-53. Auch er wurde sehr populär, die Produktion lief erst 1991 aus. Daneben gab es eine stärkere Version mit Allradantrieb und Frontlenker-Kabine, den GAZ-66, der vor allem für militärische Zwecke gebaut wurde. Offiziell wurde er bis 1998 gebaut, für die Armee werden aber immer noch Fahrzeuge gefertigt.
GAZ-53
GAZ-66

Die neuen wirtschaftlichen Verhältnisse, in denen sich Rußland befindet, zwingen die Automobilhersteller des Landes, auf die Wünsche der Käufer flexibel zu reagieren. Im Jahr 1992 erschienen auf dem Markt neue Kleinlastwagen der Serien GAZ-32 und GAZ-22 für Personen und Fracht, die mit Dieselmotoren der japanischen Firma HINO ausgestattet sind, und die Pickups der GAZ-23. Mit dem mittleren LKWs der Serie GAZ-33, die mit Dieselmotoren eigener Produktion ausgestattet sind, geht eine neue LKW-Generation vom Band. Und außerdem wurden Prototypen für einen von Grund auf neu gestalteten Volga vorgestellt.
GAZ-2217 "Sobol"
GAZ-2308 "Ataman"
GAZ-3309
GAZ-3105 "Volga"
GAZ-3111 "Volga"

Zur Zeit (1999) hat das Werk über 100.000 Beschäftigte. Jährlich verlassen 325.000 LKWs und 75.000 PKWs die Fließbänder.

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