Die Roller der Zukunft ???

Wie lange noch das ursprüngliche Prinzip des Vespa-Rollers mit selbsttragender Stahlblechkarosserie, Triebsatzschwinge, Handschaltung, Trommelbremsen und Gebläsekühlung abgeboten wird, steht in den Raum gestellt. Sicherlich wird Piaggio im Laufe der Zeit auch die PX und die Cosa auslaufen lassen. Vielleicht baut Piaggio eines Tages nur noch Viertakt-Roller, welche die gesetzlichen Abgashürden einhalten können und zudem noch wesentlich weniger Kraftstoff verbrauchen. 

Die Idee des Vespa-Rollers hat sich aber bis heute gehalten. Er erlebt, speziell durch seine jugendlichen Besitzer, eine Renaissance wie nie zuvor, und vielleicht gewinnt er sogar in naher oder ferner Zukunft den Wettlauf mit dem Motorrad, den er in den 50er Jahren knapp verloren hat.

Aber auch im Rollerbau bleibt die Zeit nicht stehen. Ein Trend geht hin zum Mehrspurfahrzeug, das größere Bequemlichkeit und Fahrsicherheit bieten soll.


Mehrspur-Roller
Die Idee des Mehrspur-Rollers gab es schon in den 50er und 60er Jahren - damals allerdings aus einer traurigen Notwendigkeit heraus geboren: Viele Soldaten des 2. Weltkrieges waren schwerbeschädigt zurückgekommen. Für diese Leute brauchte man ein billiges, leichtes Fahrzeug, mit dem sie sich trotz ihrer Behinderung selbst bewegen konnten. Es entstanden die motorisiertn Krankenfahrstühle, die man durchaus als mehrspurige, mehrsitzige Roller ansprechen kann - in der BRD der Meyra und in der DDR der DUO:
Meyra 55 (1950-1952)
Simson DUO
Daneben gab es natürlich noch die Kabinenroller. Die waren aber eher Kleinstautomobile, vielleicht mit Ausnahme des Messerschmitt-Rollers (s. Kapitel "Die deutschen Roller").



Der Trautwein-Roller

Sind Roller mit zwei gelenkten Vorderrädern vorstellbar? Wenn es nach den Ideen des Erfinders Wolfgang Trautwein geht, werden Fahrzeuge dieser Art sogar bald zum normalen Straßenbild gehören. Der Trautwein-Roller ist ein echter Roller und kein Kleinstauto - nur hat er eben drei Spuren.

Dr. Wolfgang Trautwein, 53, Ingenieur aus Meersburg am Bodensee, erhielt Mitte 1984 von Piaggio aus Genua zwei Original-Vespa-Roller, um die von ihm vorgeschlagenen Prototypen auf Vespa-Basis bauen zu können; ziemlich genau drei Jahrzehnte, nachdem er zum ersten Mal ein Motorrad mit seinem Doppelfront-Fahrwerk ausgerüstet hatte.

Unter ihren Fronthauben verbergen die Vespa-Dreiräder die neueste Variante der Trautweinschen Vorderachse für Motorräder, eine Parallelogramm-Achse, bei der die Querstreben als Dreieckslenker ausgebildet sind. Über die Dreieckslenker erfolgt auch die Aufhängung am Rumpf des Vespa-Rollers.

Die schmalen 10-Zoll-Räder werden von je einem gezogenen Längslenker geführt. Dadurch läßt sich Radflattern wirkungsvoll vermeiden. Die Federung der einzeln aufgehängten Räder besorgen zwei Federbeine.

Lenkkommandos gibt der Fahrer, wie beim Auto, über eine Achsschenkellenkung an die Räder weiter. Die Achskonstruktion ist so ausgelegt, daß die Räder sich beim Einschlagen nicht nur drehen, sondern auch neigen. Die markanten Trittbretter des Vespa-Dreirades sind fest mit der unteren Parallelogrammstrebe verbunden, machen also die Bewegungen dieser Strebe mit. Beim Überfahren einer einseitigen Bodenwelle etwa geht das belastete Rad mitsamt dem dazugehörenden Trittbrett in die Höhe. Gleichzeitig wird das gesamte Fahrzeug angehoben, und das Trittbrett auf der anderen Fahrzeugseite macht eine entsprechende Abwärtsbewegung. 

Bedingt durch die Vorderachskonstruktion ist es dem Piloten möglich, sich beim Kurvenfahren wie ein Ski-Bob-Fahrer zu bewegen: Das kurvenäußere Rad grätscht leicht nach unten. Trautwein betont allerdings, daß die Umgewöhnung auf diesen veränderten Fahrstil relativ leicht fällt. Und immerhin bietet das Doppelfront-Fahrwerk nach Aussage von Konstrukteur Wolfgang Trautwein einige (Sicherheits-) Vorteile:

Verminderte Rutschgefahr vorn auf nassem Pflaster, Schienen und so weiter

Gefahrloses Bremsen, auch in Kurven Verbesserte Handlichkeit der Maschine, weil Schräglegen und Aufrichten durch Beindruck auf die Trittbretter beschleunigt werden können 

Ein Doppelfront-Fahrzeug bietet über der Vorderachse Platz für einen Kofferraum.

Mit weIchem Motorrad läßt es sich sonst schon driften, bei weIchem kann man im Stand die Füße auf den Rasten respektive Trittbrettern lassen? Wolfgang Trautweins Vorderachse macht es möglich. Auch der Komfort konnte durchaus überzeugen.

Wenn es trotzdem eher still blieb um Trautweins Erfindung, liegt das mit Sicherheit auch an der gewöhnungsbedürftigen Optik, die eine Doppelfront-Achse mit sich bringt. Immerhin hat auch BMW einmal Interesse an der Konstruktion bekundet, sich aber wegen der Entwicklung der K-Reihe und der begrenzten Entwicklungs- und Produktionskapazität schnell zurückgezogen. Die von Piaggio zum Umbau zur Verfügung gestellten beiden Roller, je eine PK 125 und eine PX 200, bieten über der Vorderachse einen Kofferraum mit 35 beziehungsweise 40 Liter Inhalt. Die umgebaute PX 200 hat hydraulische Scheibenbremsen an den Vorderrädern, die PK 125 wird rundum mit Trommelbremsen verzögert. Das Leergewicht der beiden Maschinen erhöhte sich durch die zahlreichen Anbauteile um erstaunlich geringe 15 beziehungsweise 17 (PX 200) kg. Die Attraktivität der Roller hat unter Trautweins Umbauten nicht gelitten. Sie bieten weiterhin einen hohen Nutzwert, sind wendig und flink. Wenn sich die Fahrsicherheit durch die Dreirad-Technik tatsächlich erhöhen würde, wäre das einem Großteil der vesPa-Kundschatt, die viele Fahranfänger umfaßt, sicher recht.

Trotzdem kann Piaggio sich noch nicht zu definitiven Aussagen über konkrete Produktionsplanungen entschließen. In Genua betont man freilich, das Dreirad-Projekt sei ausschließlich auf die private Initiative Trautweins zurückzuführen. Bei allem Interesse, das man seiner Konstruktion entgegenbringe, müsse zunächst eingehend überprütt werden, ob ein Dreirad-Roller in der aktuellen Vespa-Modellpalette Platz finden könne. Immerhin haben sich die Italiener schon mal die Option für eine Lizenznahme gesichert.


Honda-Roller mit zwei Hinterrädern



Piaggio P103 und P104


Auch Piaggio selbst bietet Mehrspurfahrzeuge an - den vierrädrigen P104 mit Dach und den vollkommen geschlossenen P103 mit drei Rädern. Sie sind mit Sicherheitsgurt und Airbag ausgestattet und bieten im Vergleich zum herkömmlichen Roller erhöhte Sicherheit, Wetterschutz und Fahrkomfort, bleiben aber durch rollerähnliche Konstruktion leichter und billiger als ein Auto ... und nehmen natürlich auch nicht so viel Platz ein wie ein ausgewachsener PKW.


BMW C1


BMW bleibt mit seinem futuristischen C1, der Anfang 2000 angeboten werden soll,  beim Konzept des Einspur-Fahrzeuges. 

Durch das Dach bietet der Roller besseren Wetterschutz und größere Sicherheit, bleibt aber wendig wie ein Roller alter Art.


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